ledo,
10.10.2010 15:26 MEZ
Endlich ist es so weit. Es ist eingetreten, an was ich schon fast nicht mehr geglaubt habe. Nach einigen gescheiterten Anträgen hat mich schon ziemlich der Mut verlassen, und ich habe gemeint, jetzt haue ich den Hut drauf. Aber dann hats doch geklappt, und zwar in der besten der angestrebten Varianten, mit dem Marie Curie International Outgoing Fellowship.
Kurz habe ich Zweifel gehabt, ob auch wirklich alles klappt, weil sie meinen Vertrag ein halbes Jahr lang nicht auf die Welt gebracht haben. Es gibt Computerprobleme in Brüssel, hat es geheißen. Ich habe dann von einem anderen Mathematiker, der auch so ein Marie Curie International Outgoing Fellowship hat, erfahren, dass es immer Computerprobleme in Brüssel gibt. Bei ihm hat es auch ein halbes Jahr gebraucht, bis der Vertrag gestanden ist.
Jetzt steht der Vertrag, und ich bin in Ithaca, NY und sitze in meinem Bureau in der Cornell University beim Forschen. Zwei Jahre kann ich hier forschen und brauche mich um keine Lehre kümmern. Nicht schlecht. Und Ithaca ist sehr schön, wie man vielleicht am Foto sieht und wie mag.e bestimmt bestätigen kann. Der Indian Summer ist gerade im vollen Gang. Wenn jemand von euch irgendwann in den nächsten zwei Jahren in die Gegend kommt, dann ist er/sie herzlich eingeladen, bei mir vorbeizuschauen.
mag.e, 18.10.2010 19:28 MEZ Ah, sehr schlau, ein Wanderer zwischen den Welten quasi. Ich will natürlich tatsächlich nichts mit dreckigen Lötkolben-Townships zutun haben. ;-)
ledo, 16.10.2010 20:22 MEZ @geggi: Stimmt gehau, weils hier so schoen ist (und aus anderen Gruenden), geht schon was weiter beim Forschen!
@mag.e: so ein Marie Curie International Outgoing Fellowship dauert 3 Jahre: 2 in Cornell, 1 back home in Europe. Die EU sichert sich also dagegen ab, dass sie Auswanderer produziert. In meinem Antrag habe ich folgendermassen argumentiert:
In Europa (so weit ich mitgekriegt habe, vor allem in D-Land) herrscht eine strenge Apartheid zwischen "Reinen" und "Angewandten". (In der Physik ist das wahrscheinlich aehnlich zwischen "Theoretikern" und "Experimentellen".) Austausch zwischen den Bereichen ist nicht erwuenscht. Die einen sagen, die anderen sind unter ihrer Wuerde, die anderen sagen, die einen sind Esoteriker.
Natuerlich kann man das nicht in voller Allgemeinheit sagen, d.h. es gibt auch Leute, die das anders sehen. Aber generell ist so eine Tendenz schon zu erkennen. Im Angelaechsischen hingegen ist es ganz anders, da ist die Mathematik alles eins. Niemand schaemt sich, einen Computer zu verwenden oder Kategorientheorie. Und wie man sofort sieht, gibt der Erfolg den Angelsachsen recht!
In meinem Antrag habe ich geschrieben, dass mir der offene Ansatz sehr liegt, weil mein Projekt auf der einen Seite gut mit dem Computer zusammenpasst (ich experimentiere viel mit Macaulay2 herum, das der hiesige Mike geschrieben hat). Andererseits brauche einen ziemlichen theoretischen Apparat, wenn ich alles genau verstehen will, was da so laeuft. Ich befinde mich somit genau zwischen den zwei Welten, welche dort, wo ich bisher war, sorgsam voneinander getrennt werden.
Also muss ich hinaus aus dem alten Suedafrika, und nichts eignet sich dazu besser als Cornell. Wenn ich dann in Jahr 3 heimkomme, dann werde ich daheim zum Niederreissen der Apartheid beitragen. Ungefaehr solche Sachen habe ich in meinen Antrag geschrieben.
@sb: Muhaha, herrlich mehrdeutig, deine Bemerkung! Ich lese sie jetzt einfach so, wie sie mir am besten gefaellt: Wenn der Schiachste von den Burschen weg ist, dann zahrt er die anderen nicht mehr obi, und sie schauen gleich viel fescher aus.
sb, 16.10.2010 7:59 MEZ Vielleicht laesst der Ledo durch seine Abwesenheit den verbliebenen Rest besser ausschauen. :-) Herzlichene Glueckwunsch auch von mir!
mag.e, 15.10.2010 22:29 MEZ Oißerst mächtig! Gratuliere. Aber wie genau profitiert jetzt die EU davon, dass Du in Cornell sitzst? ;-)
geggi, 12.10.2010 14:16 MEZ hi ledo, ich gratuliere auch sehr herzlich, in solch einem ambiente zu forschen kann nur gutes hervorbringen
ledo, 11.10.2010 17:52 MEZ Herzlichen Dank! Mein Marie-Curie-Antrag ist sehr positiv aufgenommen worden. Bei den Antraegen davor hat die Stelle, bei denen ich eingereicht habe (ich nenne keine Namen), jeweils einen offensichtlichen Schmarrn gebaut. Von dem her kann ich die Antragstellung bei der Marie Curie jedem von euch waermstens empfehlen. Hier http://cordis.europa.eu/fp7/home_en.html steht (im Prinzip), wies geht. Unter "Find a call" und "People" ist in regelmaessigen Abstaenden eine Marie Curie ausgeschrieben, ca. 1x pro Jahr.
Beim Antragstellen ist aber sehr wichtig, dass man vorher in das Projektberatungsbureau seiner Uni geht und sich sagen laesst, wie man das wirklich macht. Die Formulare der EU sind naemlich fuer normale Menschen absolut nicht durchblickbar. In der Projektberatung werden sie euch dann sagen, was ihr genau tun musst.
Ausserdem ist es sehr hilfreich, wenn man sich mit jemandem kurzschliesst, der so einen Antrag schon einmal mit Erfolg geschrieben hat. Es ist naemlich wichtig, dass man die "EU-Prosa" beherrscht, d.h. erklaeren kann, wieso und in welcher Weise die EU von genau diesem Projekt profitieren wird. Deswegen gebe ich jedem/jeder von euch gern meinen Antrag zum Anschauen und Inspiriertwerden.
strange zankl character, 11.10.2010 15:32 MEZ Wir gratulieren und verbeugen uns.
eltom, 11.10.2010 13:55 MEZ Von mir auch Gratulation!
r.u.gay, 11.10.2010 8:18 MEZ Gratulation! << zurück
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