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Die Hinterwaeldler
klus, 10.12.2004 12:54 MEZ


 
Ich komme nun doch nicht umhin, zum gestrigen Eintrag http://rollenspiel.inter.at/infmathphys/comments.p[...] und den zugehoerigen Kommentaren etwas beizutragen.

ledo's Eintrag ist ja interessant. Die Kommentare hingegen spiegeln etwas wieder, das ich das "Phaenomen der Suedtiroler" nennen moechte. Was macht dieses aus?

Seltsam sind sie etwas, sprechen einen seltsamen Dialekt, kommen zum "stukkn" her, wollen eh "nur" Lehrer werden, streuen bisweilen italienische Ausdruecke in ihre Reden ein, werden allerspaetestens freitags vom Hauptbahnhof verschluckt, sind italienische Staatsbuerger, bei denen vielleicht schon ein klein bisschen vielgeliebtes Urlaubsgefuehl schimmert, das oft leider nur bis zum Tschardasee oder Tschaorle reicht, und doch sind sie Tiroler, also doch nicht so verschieden, und kommen aus aehnlich tiefen Waeldern und Taelern und sind aus dem selben Holz. Aber sie scheinen doch anders und sind auf den ersten Blick vielleicht ebensowenig zutraulich wie es etwa Tuerken sind. Dieser Stereotyp existiert. Und mit Stereotypen wird gerne Unfug getrieben. Andererseits treiben diese auch gerne Unfug. Im unserem Fall kommen sie daher, meinen vielleicht, die Stadt, ja die ganze Welt gehoere ihnen, ziehen naechtens in Horden groehlend durch die Stadt, fallen durch ihr Verhalten oft genug unangenehm auf.

Doch sind sie meist wie alle guten Hinterwaeldler nicht auf den Kopf gefallen. Jene ganz tief aus dem Wald oder weit vom Berg herunter sind mit einem ueppigen Stipendium ausgestattet, fuer das man sich durch Studienleistung qualifizieren muss und nicht dadurch, Kind von Eltern zu sein (falls ich nicht irre), und das, falls nicht von grosszuegigen Professoren unterstuetzt, durch regelmaessigen Leistungsnachweise zu einem zuegigen Studienabschluss fuehrt. Und dann kehren sie endgueltig wieder zurueck nach Suedtirol, werden brave, seit Generationen wohl zu 95% in Innsbruck ausgebildete Lehrer, und unterrichten offenbar sehr erfolgreich brave Schueler. Die Sidtirola mit ihrem komischen Dialekt, so oft verwundert betrachtet und unverstanden.

Nun werdet ihr euch fragen, was das soll. Ich will weder polemisieren noch belehren. Ich habe nur versucht, etwas hinzuschreiben, was mir am Herzen liegt, und weil es sich so ergeben hat.

6 Kommentare (< 7247 T)


ledo, 10.12.2004 19:10 MEZ

Hackt eh keiner. Finde ich eh gonz köstlich. Ich habe ja nur gesagt, dass sie sich tendentiell untereinander kennen. Aber damit sind sie nicht die einzigen. Ist ja auch was Schönes. Das tun zum Beispiel die Öschtiröler wohl auch. Nur fallen die nicht so auf, weil es von denen weniger gibt.


mage, 10.12.2004 19:00 MEZ

Jetzt hört auf, auf den Südtirolern rumzuhacken, immerhin gehören sie lt. Infografik (http://infmathphys.inter.at/images/impworld.gif) zum Einflussgebiet (eher Ausflussgebiet) des Blogs.


ledo, 10.12.2004 17:44 MEZ

Sehr schön, was der Klus da schreibt. Aber eigentlich hätte ich von ihm eher die Überschrift 'Die Hinterweltler' erwartet.


U.O., 10.12.2004 14:43 MEZ

Wenn sie so etwas sagen, dann haben sie überhaupt nichts verstanden von diesem Eintrag.


markus, 10.12.2004 14:33 MEZ

da muss ich wohl entgegen halten.... reist du um die welt ist es warscheinlicher in thailand, china oder asien einen südtiroler als einen us-amerikaner über die wege zu laufen...
sie wachsen in den bergen auf, gehen nach innsbruck studieren und auch viele kehren wieder zurück, aber im verhältnis nach österreich studieren und wieder zurückkehren und in andere länder (in den letzten jahren vorwiegend asiatischen ländern auswandernd), sind sie wohl statistisch verhältnismäßig über andere anzusiedeln.

z.B. aus dem jahrgang 1980 von meinem heimatdorf studieren alle bis auf 2.
davon studieren 18 in innsbruck, 4 in wien, 1 in hannover, 1 verona, 1 in bologna und 1 in bozen.
von diesen ist 1 für ein jahr nach london (erasmus), einer geht jetzt 2 jahre nach indonesien (dissertation);

und noch was zum stipendiensystem in südtirol. die italienische verfassung verbietet die vergabe von öffentlichen geldern an sozial starke. es gibt in südtirol zwar ein leistungsstipendium, dass sich an der wochenstundenanzahl der studenten errechnet, die vergabe richtet sich aber nur für sozial bedürftigte, also für niedere einkommenschichten...


mage, 10.12.2004 13:01 MEZ

Sehr schön - ich glaube jetzt verstehe ich diesen seltsam fremden und doch so vertrauten Volksstamm etwas besser.


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